Von Open Innovation wird gesprochen, sobald eine Organisation ihre Grenzen gegenüber Lieferanten, Kunden oder auch Konkurrenten öffnet, um die Produktentwicklung voranzutreiben. Ein Teil des Innovationsprozesses wird ausgelagert, bzw. kundenseitige Ressourcen werden genutzt. Kein Unternehmen will Produkte auf den Markt bringen, die sich nicht verkaufen lassen. Doch wie werden Endkonsumenten in den Open Innovation Prozess bewusst oder unbewusst eingebunden und wohin könnte die Reise gehen?
Marktbesucher verschlingen Produkte
Teilweise können Kunden immer noch Feedbacks in Briefkästen ihrer Filiale deponieren. Mit dem Aufkommen des Internets, wo Online Communities in Foren und sozialen Netzwerken Feedbacks geben, hat sich der Austauschzyklus zwischen Hersteller und Verbraucher stark verkürzt. Sogar Fabrikanten ohne eigene Läden können ein erstes Mal in engen und regelmässigen Kontakt mit Endkunden treten. Das Crowdsourcing von Ideen hat zu vielen neue Möglichkeiten geführt. So ist heute Co-Creation quasi die Norm. Insbesondere Software Produkte kommen unfertig auf den Markt und werden zusammen mit dem Endnutzer optimiert. Zusätzlich erlauben Firmen wie Facebook externen Entwicklern auf ihren Plattformen Produkte zu entwickeln und bauen. Die Appstores von Apple und Google leben sogar davon, dass die Marktplätze mit Applikationen überfüllt werden, die von Besuchern verschlungen werden.
Algorithmen wählen Miss Schweiz
In einem nächsten Schritt gestaltet der Nutzer oft weniger bewusst den Innovationsprozess mit. Bei PokémonGo sind nur knapp ein Fünftel der Features entwickelt. Erst durch die Verwertung von Spielerdaten soll das Spiel noch aufregender werden. Daten sind somit das Stichwort für die Zukunft von Open Innovation. Je öfter Amazon Echo von Familien als persönlicher Alltagshelfer gebraucht wird, desto feiner funktioniert ihre Spracherkennungstechnologie. Ähnlich läuft es bei Google Fotos: Die Firma schenkt uns unbegrenzten Speicherplatz für Bilder und perfektioniert gleichzeitig ihre Bilderkennung. Das Programm kann Brot oder Bier erkennen und wird mit jedem weiteren Beispiel ein bisschen genauer. Eines Tages werden Computer besser Dinge erkennen als wir, bzw. uns helfen zu sehen oder zu erinnern. Das aktuell bekannteste Beispiel ist wohl Tinder. Den Usern gibt es die Chance mit potentiellen Partnern zu ‚matchen‘ und verrät dabei ihren Geschmack für Schönheit. So kann die Maschine den Sinn für Attraktivität von ganzen Bevölkerungsschichten decodieren. Tinder könnte somit allenfalls eine treffsichere Prognose für die Gewinnerin der nächsten Miss Schweiz Wahl liefern.
Die digitale Beobachtung
Wenn sich das Internet weiter in alle Winkel und Ecken unseres Lebens verbreitet, in die Küche, den Kühlschrank und nicht zuletzt mit dem Armband ins Bett, sind wir ein konstanter Teil der Innovation, ohne erst ein Wort zu äussern. Open Innovation ist heute Standard. Die Frage, wie man sich diesen Standard zu Nutze macht, bleibt. Werden Produkte und Dienstleistungen durch Datenanwendungen laufend trainiert und verbessert, dann gilt es eher das Nutzungsverhalten zu beobachten und weniger Kundenbriefe zu sammeln – „Don’t listen to what people say, watch what they do.“
Dieser Artikel ist Original als Gastbeitrag bei STARTUP CAMPUS erschienen.